Museum Brittnau Chronik Stephan Kunz-Suter, 1823-1888 BAND IV 162 | 173 Zofingen 1882 Es ist eine wahre Kalamität18; Heu liegt viel, das Gras ist gefallen, und droht zu verfaulen, wan das bessere Wetter nicht anhält. Auch das Getreide leidet sehr. Zofingen 1882 Dieser Tage wurde eine Dienstmagd in hier inhaftiert, welche heimlich gebar und das neugeborene Kind in den Abtritt geworfen hatte. Der Hauptschuldige aber geht Dank unserer lückenhaften Gesetzgebung leer aus. – Wöhrend Elise Graber, Rudolfs von Bottenwil, geboren 1853 gewesene Dienstmagd in Zofingen, wegen Kindsmord angeklagt ist, und vom Kriminalgericht mit 6 Jahren Zuchthaus bestraft und 10 Jahre in den bürgerlichen Rechten Ehren und Rechte eingestellt wurden, und sämtliche Untersuchungskosten zu zahlen hat. Schwarzenbach (Luzern) 1882 Am Dienstag 3. Juni 1882, Abends zirka halb 6 Uhr schlug der Blitz in eine nahe beim Pfarrhause stehende Pappel, welche ganz zersplittert wurde. Im Pfarrhause wurden gegen 70 Fensterscheiben zerbrochen; auch in anderen bis auf dreissig Schritte entfernten Wohnungen, so im Wirtshaus, wurden Scheiben zertrümmert. Seftau bei Bremgarten (Bern) 1882 Vor etwa zehn Tagen wurde eine Frau Neuenschwander von der Seftau bei Bremgarten von einer Mücke in die Stirn gestochen. Infolge dieses giftigen Stiches musste die Frau letzten Montag (12. Juni 1882) in die Insel (Spital in Bern) gebracht werden, wo sie schon am Dienstag an Blutvergiftung starb. Stadel (Zürich) 18 Der Begriff Kalamität leitet sich aus griechisch καλάμη kalámē für Halm ab und daraus lateinisch calamitas mit der ursprünglichen Bedeutung „Misswuchs des Getreides“. Dieser Begriff wurde im Altertum allgemeiner für jegliches generelles „Übel“ verwendet. Seit dem Dreissigjährigen Krieg beschreibt die deutsche Translation Kalamität entsprechend ein grosses (besonders öffentliches) Unglück, einen Übelstand oder eine Notlage. Als Kalamitosen wurden von einer Kalamität Betroffene und Verunglückte bezeichnet.
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