Museum Brittnau Chronik Stephan Kunz-Suter, 1823-1888 / BAND III 50 | 116 1783. 1784, 1785 In den Jahren 1783, 17848, 1785 war ein so starker Höhenrauch, dass einem die Luft immer wie mit Rauch oder Nebel angefüllt vorkam, die Sonne sah eine geraume Zeit trüb und blutrot aus. 1885 zeigte sich fast der ganze Sommer Höhenrauch, so dass man die Gegenstände in der Ferne nicht deutlich unterscheiden konnte. (B3_S.120-121) größerer Stärke des Rauches erscheint die Sonne strahlenlos, als eine gelblichrote, oft als eine rötliche oder bräunlichrote Scheibe. 8 Der extreme Winter von 1783/1784 auf der nördlichen Hemisphäre war Resultat einer natürlichen Klimaschwankung und gilt als einer der härtesten überhaupt in Mitteleuropa, war aber auch in Nordamerika und Asien ungewöhnlich. Ihm folgten extreme Überschwemmungen im Februar und März 1784 in Mitteleuropa, die als eine der größten Naturkatastrophen der frühen Neuzeit in dieser Region angesehen werden. Die Ursache dafür wird in besonders schwefelreichen oder besonders heftigen und aschereichen vulkanischen Eruptionen gesehen, die sich in Island ereigneten. Beim Ausbruch der Laki-Krater auf Island (Beginn: 8. Juni 1783; Dauer: etwa 8 Monate) produzierten insgesamt etwa 130 Krater ein Gesamtvolumen von ungefähr 12 bis 15 km³ Lava. Hinzu kamen Gas- und Aschewolken. Die umfangreichen Mengen ausgestoßenen Schwefeldioxids reagierten mit den Wassertröpfchen der Wolken zu schwefliger Säure und Schwefelsäure. Das hatte verheerende Folgen für das ganze Land: Aufgrund von Vergiftungen siechte das Vieh dahin; und die ausgelöste Hungersnot bewirkte, dass schätzungsweise 9350 Menschen, mehr als ein Fünftel der Bevölkerung Islands, in den folgenden Jahren starben. In Westeuropa wirkte sich der Ausbruch ebenfalls aus, die giftige Aerosolwolke legte sich über den gesamten Kontinent, besonders aber über die Britischen Inseln, und wurde als Höhenrauch oder auch „trockener Nebel“ wahrgenommen. Aufzeichnungen berichten davon, dass der Smog wochenlang am Himmel hing. Vergiftungserscheinungen machten sich durch Atemnot bemerkbar, so dass beispielsweise Bauern kaum noch ihrer Feldarbeit nachgehen konnten. Allein auf den Britischen Inseln starben um die 25.000 Menschen. In jüngster Zeit wurde die Katastrophe durch britische Forscher rekonstruiert. Der Ausbruch des Vulkans Asama in Japan 1783 hatte im Vergleich zur Eruption der Laki-Krater einen nur geringen Einfluss auf die Klimaveränderungen.
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