Museum Brittnau Chronik Stephan Kunz-Suter, 1823-1888 9 | 43 (B2_T1_S.015 - 017) 8. Der Satz als Brautentführer Eine Erzählung aus dem Leben des „Bleikerjokeb“. 1853. 1. Dass oft die Spatzen Kirschen naschen, Das ist noch nichts so schlimm und arg, Als wenn sie nach den Bräuten haschen, Die man in weichen Betten barg. 2. Unlängst starb einem reichen Bauer Die liebe Frau. Er weinte sehr. Doch bald vergass er seine Trauer, Und schielte wieder hin und her. 3. Nun wusste die Magd auch ihm zu schmeicheln, Mit Amuletten und Kaffee, Und ihm den grauen Bart zu streicheln, Auf seinen Bett und Kanapee. 4. Er aber kennt das Tuch der Schürze, Bringt drum ihr öfters einen Kram, Und wünscht, dass sie die Zeit ihm würze, Und auch verscheuch den alten Gram. 5. Nun las man ihm bald in den Augen, Dass er die Braut schon hat im Haus. Sie macht ihm gerne Sutz und Bangen. Drum ging er immer rüst’ger aus. 6. Das hat ein Spätzlein jetzt gewittert, Dass schon wieder etwas reif, Und wär das Fenster auch vergittert, Es fürchtete doch kein Gereif. 7. Der Bauer schaut am Sonntagmorgen. Durch runde Scheiben in das Gras. Umwölkt ist seine Stirn von Sorgen, Er wittert Spatzenrat durchs Glas. 8. Der Kaffee will mir heut nicht munden, weil ich im Garten Tritte sah; Auch hab ich dich untreu erfunden, Das heisst: der Spatz war heute Nacht da! 9. Das Spatzennest will ich vertreiben, Haus unter meinem eignen Dach. Drum kannst du bei mir nicht mehr bleiben,
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