Chronik von Brittnau Band 2

Museum Brittnau Chronik Stephan Kunz-Suter, 1823-1888 8 | 21 Weil immer, jetzt und je ich ihr nichts galt. 2. Mari die Schwester musst ich auch verlassen; Sie geht in weite fremde Lande fort, Noch eine Predigt will sie heute fassen, Verlassen dann den lieben Vater Ort. Ich werde nie vergessen ihre Blicke, Und ein vergessen ihre Stimme mild, Stets denke ich an sie zurücke, Denn ewig schwebt vor mir das Engelbild. Ein treuer Freund blieb mir zum guten Ende, Wünscht Glück auf meinen Reifepfad, Und drückte zitternd mir die Hände, Derweil er mich um baldge Stückehr bat, Es war das letzte Mal dass wir uns sahen, Das letzte Mal und wusstens wahrlich nicht, Ich sah ihn nie mehr zu mir nahen, Er übte nicht mehr seine heilge Pflicht, Er ist dahin und niemals wird er mehr erscheinen, Ich find ihn nicht an dem geweihten Ort, Wie werden seine Kinder um ihn weinen, Wen man ihn trägt durch unsers Kirchhofs Pforte, Ein Muster ächter Frömmigkeit, Ist aber ach so tief gefallen, Dass er sein Leben weicht zu sehr der Trunkenheit. 3. Abends acht ich glitter auf seinem Wege, Er fiel ins kalte Wasser und ertrank, So musst der Arme sterben ohne Lieb und Pflege, Und schlummern auf der nassen Rasenbank, Zwei liebe Mädchen, einer Freud verloren, Eins nannt ich mein, es liebte mich auch treu, Darum hab‘ ich ihm auch ewige Treu geschworen, Und liebte uns ewiglich warm und treu, Mit Gram und Schmerzen musst ich von ihr scheiden, Geschieden sein vielleicht auf lange Zeit. – Und soll ich dich o Liebe immer meiden, So sei mein Leben doch nur dir geweiht. Ich kehrte Heim ins teure Vaterland. Wen traf ich da? Wer hat es so gewundert? Mein Mädchen war‘s es gab mir seine Hand, Und schloss mich sanft in ihre weissen Arme, Und drückt mich wieder warm an ihre Brust Vergessen sind des Sommers schwüle Ferne, Ich fühlte wieder Lieb und Lebenslust.

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