Museum Brittnau Chronik Stephan Kunz-Suter, 1823-1888 39 | 43 wir: du, die Mutter und meine Geschwister im Himmel ohne Not und ungetrennt leben können. Bete für dein Kind, ich will auch für dich beten. Zum Schlusse danke ich dir recht herzlich und innig für Alles was du an mir getan. Ich fühle es wohl, und weis auch, dass es der Kinder Pflicht ist ihre Eltern im Alter zu unterstützen. Doch du weisst es ja wohl, dass ich es nicht im Stande bin, darum bitte ich dich verzeihe mir, und denke oft in väterlicher Liebe an dein Kind. Elisabeth. ______________________________________________________ (B2_T1_S.082-090) 22. Entwurf Aufbesserung und Besoldung des Siegristen und Instruktion für den Totengräber Eines Schreibens an den titl. Gemeinderat Brittnau um Aufbesserung der Besoldung des Sigristen mit einem Entwurf einer Instruktion für den Totengräber. Allen Körper die unorganischen wie die organischen erscheinen und verschwinden wieder. Nichtirdisches, nichts Körperliches hat Bestand, alles muss sich dem mächtigen Naturgesetzesparagraph der Vergänglichkeit unterwerfen. Jedes Dinglein in der Welt, und wenn es noch so schön geformt und gefärbt, aus noch so haltbarem Stoffe gebaut wäre, wies in seine Bestandteile und Urstoffe zerlegt. Es zerfällt und verschwindet. Wo sind Form, Farbe und Stoffe? Oder macht etwa der Mensch eine Ausnahme hiervon? Keineswegs! Auch er ist den zersetzender Naturkräften unterworfen, auch er wird ein Opfer der Vergänglichkeit und Verwesung. Ach wie schade! Kann man es glauben, (B2_T1_S.083) Dass die blühende Jungfrau mit dem Engelsgesichtchen, so frisch wie Milch und Blut; dass der schmucke Jüngling das Ebenmass, die Regsamkeit und Behändigkeit der Glieder; dass der geweifte handfeste Mann, der so zu sagen da steht wie ein Fels im Meere, wie ein hoher Berg den Stürmen trotzt – einst nicht mehr da sind, auch sterben müssen. Und doch ist es so wie ein Dichter singt: Ach wie bald, ach wie bald Schwindet Schönheit und Gestalt. Prahlst du stolz mit deinen Wangen, die wie Milch und Purpurwangen, Sieh, die Rosen welken all.
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