Chronik von Brittnau Band 2

Museum Brittnau Chronik Stephan Kunz-Suter, 1823-1888 25 | 43 durch ein Kinderfest, als an dem Feste, das wir zu Ehren des höchsten Geschenkes veranstaltet haben; und dennoch (B2_T1_S.055) gibt es noch manche, die den Wert eines solchen Tages verkennen. Wie manchem Kinde schleicht seine Jugendzeit leer und freudenlos dahin. Und einmal muss der Mensch Vergnügen haben! Wer will es leugnen. Leidet er nicht öffentliche, so greift er zu den Verborgenen, und diese gehören nicht immer zu den erlaubten und unsündlichen. Nehmt den Kindern alle Spiele und jedes Vergnügen und gebt ihnen dafür nichts, sie werden euch wenig Dank dafür wissen. Darum soll das heutige Fest allen zugänglich sein, und darum wird es auch auf bescheidener Stufe gehalten. Alle mögen sich heute freuen: Das Arme wie das Reiche, die Weisen wie das Elternkind. Desshalben werden auch alle den heutigen Tag in dankbarem Andenken behalten. Wie öde und traurig würde es in euren Stuben aussehen, wenn euch diese herrliche Gottesgabe fehlen würde, darum sei der (B2_T1_S.056) heutige Tag auch den Erwachsenen und Eltern dieser Kinder wertvoll und von Segen. Nach öder und trauriger sieht es aus, wenn Kinder ihren Eltern nicht gehorchen, und ihnen nur Herzeleid verursachen, darum möchte ich allen zurufen: Ziehet eure Kinder auch in der Zucht und Vermahnung zum Herrn. Das Jugendfest ist nicht nur eine Freude für Eltern und Kinder, sondern auch für die ganze Gemeinde. Wie oft geschehen Handlungen, die einer Ortschaft weder zum Ruhen noch zur Ehre gereichen, dass aber in Brittnau der Sinn für das Schöne noch nicht ausgestorben ist, beweisen wir heute durch dieses Fest. Darum ist es auch eine Freude, dass so viele Personen uns von ganzem Herzen, und danken für den schönen Tag. Möge er nur langsam und ohne Unfall (B2_T1_S.057) verschwinden, vergessen wird er nicht. Doch auch euch verehrteste Wohltäter und Vorsteher sei Dank. Im Namen der sämtlichen Kinder spreche ich es aus. Möge auch euch dieser Tag Freude und Vergnügen gewähren. So wollen wir denn noch der beendigten kirchlichen Feier ausziehen in Gottes herrliche Natur. Ausziehen aus dem Tempel den uns unser Voreltern vor mehr als 200 Jahren erbaut haben, und einziehen i den Tempel den uns Gott gebaut hat. Ziehen unter das Gewölbe der grünenden Bäume auf dem Albis. Möge uns Gott den Tag in ungestörter Freude verleben lassen, da mit der Eindruck desselben in dankbarer Erinnerung bleibe. ______________________________________________________

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