Chronik von Brittnau Band 2

Museum Brittnau Chronik Stephan Kunz-Suter, 1823-1888 20 | 43 Die Freuden sind darum im Weitern auch verschieden und zahlreich, dass kein Sand, kein Alter und kein Geschlecht leer ausgeht, jeder kann wählen und zugreifen, Das Kind freut sich seines Vieles, der Vater am Gedeihen (B2_T1_S.041) seines Hauswesens, die Mutter der Gesundheit der Familie, der Geizhals hat Freude an seinem Gelde der Geschäftsmann am Berechnen der Vorteilen, der Kranke an der Linderung seiner Schmerzen und Wiedergenesung. Dann lasten sich die Freuden auch unterscheiden in zufälligen, natürlichen in zufällige, natürliche, und in künstliche oder bereitete. Zu den zufälligen Freuden gehören: Schöne Witterung während der Ärnte. Warmer Ofen in strengen Winter. Erquickender Schlaf nach der mühseligen Arbeit; und dergleichen. Zu den bereiteten Freuden sind zu zählen: Schmackhafte Speisen, köstliche Weine, unterhaltende Gesellschaft, Schlitten „und Chaisen“ Fahrten, Theater, Musik; und ähnliches. Die zufälligen Freuden kann jedermann geniessen, die bereiteten oder künstlichen Freuden geniesst der welcher Geld hat, denn Armen (B2_T1_S.042) bleiben sie zeitlebens fern und fremd, und nur die tagtäglichen Freuden glätten als wohlbekannte treue Freuden seien vor Sorgen gefurchte Stirn. Die Freude ist aber auch notwendig, denn sie wirkt wohltätig auf jeden Menschen, sie ist die Würze des Lebens, und eine notwendige, stärkende Speise der Seele. Die macht dem Armen das Leben erträglicher den Reichen wohltätiger, den griesgrämigen Alten söhnen sie wenigstens zum Teil mit der neuerungssüchtigen Welt aus, und die Jugend wird williger zur Arbeit, gehorsamer gegen ihre Eltern, dankbarer gegen ihre Wohltäter. Kurz gesagt, nehmt dem Menschen die Freuden weg, dann erscheint ihm die Welt eine schreckliche Öde zu sein. Verkürzt und versüsst selbst dem Gefangenen das zutrauliche Erscheinen einer Maus (B2_T1_S.043) oder Sinne die Zeit. Wollte man es aber bloss dem Zufall überlassen sich zu freuen, so würde der Eine bevorzugt, und der Andere vernachlässigt, und namentlich müssten die Kinder darunter leiden, weil mancher Vater immer an sich und selten an seine Kinder denkt. Solche Eltern leiden aber doppelt darunter. Es gibt Sprichwörter welche das erklären und sich schon oft bewährt haben: „Wie man in den Wald ruft, so tönt‘s wieder heraus“. und Wie die Alten sungen so singen auch die Jungen.

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