Museum Brittnau Chronik Stephan Kunz-Suter, 1823-1888 19 | 43 (B2_T1_S.038) 15. Aufmunterung zur Abhaltung eines Jugendfestes Der Mensch ist das vornehmste Geschöpf Gottes auf der Erde, und hat die Aufgabe das irdische Leben zur Vorbereitung auf das ewige zu verwenden, und zwar so, dass er, wie es jeder Mensch wünscht glückselig sei, oder wie Gellert sagt: „Lebe, wie du wenn du stirbst“. „Wünschen heisst gelebt zu haben“! Bei der Lösung dieser Aufgabe treten dem Menschen viele körperliche Schwachheiten hindernd in den Weg. Der eine vermag sie mehr, der Andere weniger zu überwinden. Die Schwachheiten sind teils wirkliche teils eingebildete Bedürfnisse. Kann der Mensch nun diese beiden befriedigen, so nennt er sich glücklich. (B2_T1_S.039) Sobald es ihm aber an irgendetwas gebricht, womit er auch nur ein eingebildetes Bedürfniss nicht befriedigen kann, nennt er sich unglücklich. Jeder Mensch will glücklich sein, und darin stimmt der Wille des Menschen mit dem Willen Gottes überein, wie Gellert sagt: „Gott will, wir sollen glücklich sein, drum gab er uns Gesetze …. Sie sind es, die das Herz erfreun, Sie sind des Lebens Schätze. Gott redt in uns durch den Verstand, Und spricht durch das Gewissen, Was wir, Geschöpfe seiner Hand Fliehen oder wählen müssen.“ Zur vollkommenen Glückseligkeit gehören einerseits ein tugendhafter Lebenswandel, und andererseits so viel irdische Güter als der Mensch unumgänglich notwendig hat.. Ohne Freude kann ich mir keine Glückseligkeit denken, und einen Menschen, der sich nicht (B2_T1_S.040) über irgendetwas freuen könnte wenn ich nur nichts vorstellen, denn jeder Genuss ist eine Freude. Und sie ist es, die das Gemüt erheitert, und den Menschen, der überstandenen Leiden vergessen macht. Dazu sind der Gegenstände so viele, dass wir dieselben nicht aufzählen in Stande sind. Da kommen uns entgegen die verschiedenen Formen, Farben und Grössen der Natur, und Kunstkörper, der Gesang der Vögel, der mannigfaltige Geschmack der Früchte, der balsamische Geruch und Duft der Blumen und Kräuter, die stärkende Ruhe nach vollbrachtem Tagwerk, und so weiter.
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