Chronik von Brittnau Band 1

Museum Brittnau Chronik Stephan Kunz-Suter, 1823-1888 Seite 25 von 76 7. Das Nachtschwärmen & Branntweintrinken. Früher hörte man nicht selten ein schönes Lied singen auf der Strasse, manchmal gab es auch Schlägereien. Jetzt ist alles still und stumm. 8. Zeitweise bestehen auch Gesangvereine. Sie lösen sich aber bald wieder auf. (B1_T1_S.060) 9. Das Lesen. Seit 1844 besteht eine Bibliothek. Wir aber wenig benutzt. 10. Seit 1861 besteht eine Theatergesellschaft. Die Mitglieder sind aber nur locker mit einander verbunden. Es wurden gespielt: Wilhem Tell, 1861 auf letzten Sonntag im April und an der Auffahrt. Die Mättenwiler Schüler am 11. August. Die Hexe von Gäbistorf von Kramer am 17. & 24. Nov. 1861. – Die Toni von Körner; die Rettung; die Versöhnung; die Räuber auf Maria Kulm; die Räuber im Schwarzwald; der Bauernkrieg, der Fabrikler; u.a. 11. Auch die Musikgesellschaft hat das Publikum erfreut, ist aber bald zerfallen. Was nicht durch das Gesetz geboten ist, hat keine n Bestand. Wenn man bei einer Gründung einer Gesellschaft die besten & unrigenuntzigsten Absichten hat, so wird sie doch begeistert, oder die Gesellschaft wird uneins und löst sich auf, weil die Opfer zu gross sind & die Gesellschaft vom Publikum nicht unterstütz wird, wie es geschehen sollte. (B1_T1_S.061) Sitten & Gebräuche. Die Kindestaufe Werden Eheleute mit einem Kinde beschenkt, so sucht der Vater bei Bekannten und Verwandten Taufpaten. Die Paten sollen alle guten Eigenschaften besitzen. Sie vor allem aus reich & freigebig sein, damit das Kind reiche Gaben bekomme. Sie sollen ferner hübsch, beredet, klug, sparsam, arbeitsam, freundlich usw. sein, weil das Kind gewöhnlich dem Götti oder der Gotte nachschlagen. Die Patin darf nicht nach des Kindes Namen fragen, das Kind werde sonst gwunderig. – Wenn das Mädchen vor dem Knaben getauft werde, soll es einen Bart bekommen. Schreit das Kind während der Taufe, so werde es nicht alt. Zu der Wohnung der Eltern oder im Wirtshause wird ein Schmaus gegeben, wobei man sich angenehm belustigt und unterhält. Das Kind erhält gewöhnlich den Namen der Eltern oder Taufgaten, von einem bis auf vier. (B1_T1_S.062) Die Hochzeit Wenn zwei Brautleute sich trauen lassen wollen, so gehen sie zuerst ins Wirtshaus & nehmen einen Trunk zu sich, darnach begeben sie sich mit oder ohne Begleitung in die Kirche, nach beendigter Kopulation ziehen dann zum eigentlichen Hochzeitschmaus. Manche lieben es, wenn es recht geräuschvoll zugeht, durch

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