Museum Brittnau Chronik Stephan Kunz-Suter, 1823-1888 32 | 48 April. 19. Aarburg. Sonntag den 19. April. Gegen 3 Uhr Nachmittags bemerkte man von hier wie auch von Brittnau aus am Born in der Richtung des Hochkreuz einen Waldbrand. Er wurde von anderen Seiten her bemeistert. April. 19. Dulliken. Heute Morgens 6 Uhr sind hier zwei von mehreren (B1_T3_S.278) Familien bewohnte Häuser niedergebrannt. Von der Fahrhabe konnte nichts gerettet werden. Ein Kind, das Brandwunden erhielt, wurde in den Kantonsspital nach Olten gebracht. April. 21. Langenthal. Letzten Dienstag, 21. April ½ 10 Uhr ertönte die Feuerwehrglocke. Im sogenannten neuen Einschlag unterhalb der Brauerei Tüscher an der St. Urbanstrasse geriet, wahrscheinlich aus einer Aussergemeinde, das Rindgras in Brand, welcher in kürzerer Zeit gegen 4 Jucharten des schönsten Tannenaufwuchses zerstörte. Zürich. Scheintod12. Zu Zürich ist eine schon zwei Tage als tot erklärte Frau erwacht, als man ihr das Totenkleid anziehen wollte. April. 23. Baden. Donnerstag den 23. April Abends nach 4 Uhr brannte in der Gemeinde Mülligen, 13 Häuser, welche von 19 Familien bewohnt waren, nieder. (B1_T3_S.279) Die Feuer bemächtigte sich bei dem scharfen Westwinde der Strohdächer mit rasender Schnelligkeit, so dass schon eine Viertelstunde nach Beginn des Brandes sieben Firste in vollen Flammen stunden, und bei dem grossen Wassermangel nichts zu retten war als einige Fahrhabe, von welcher jedoch der grösste Teil versichert ist. Eine Kuh blieb in den Flammen. In Trimbach mussten die Schulen wegen Umsichgreifen der Masern geschlossen werden. April. 25. Riken. Auf dem Landgut des Herrn Nationalrat Künzli sind in der Nacht von Kirschbäumchen von bübischer Hand durchschnitten worden. Wahrscheinlich ist es dasselbe Subjekt, das unlängst auch den Hofhund vergiftete. Diese Schandtaten sind umso trauriger, als Herr Künzli ein grosser Wohltäter der Gemeinde ist, wenn auch nicht immer alles an (B1_T3_S.280) die grosse Glocke hängt. Wir erinnern an das neue Schulhaus, letzthin schaffte er der neu gebildeten Musik die Instrumente an, und nun lässt er für die Arbeiter eine Badeanstalt bauen. Er hat also in dem frommen Riken auch Bösewichter. 12 Scheintod (auch lat. Vita reducta oder Vita minima = das reduzierte bzw. geringe Leben) ist eine veraltete Bezeichnung für einen Zustand, in dem ein Mensch ohne Bewusstsein und scheinbar tot ist, so dass unklar ist, ob er noch lebt oder tot ist. Das beruhte darauf, dass die Mediziner lange Zeit lediglich mit Hilfe von Pulskontrolle, dem Abhören des Herzschlags und der Wahrnehmung der Atmung feststellen konnten, ob ein Mensch noch lebt oder tot ist.
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