Chronik von Brittnau Band 1

Museum Brittnau Chronik Stephan Kunz-Suter, 1823-1888 55 Benno Meier / Abschrift der Chronik seit August 2015 Auch die alten guten Mahlzeiten gehen ab. Am Neujahr wurde Zöpfen gemacht oder geküchelt, an der Auffahrt wurde Honig und Butter aufgestellt, an der Fasnacht Küchli, an der Ostern Eier, und wenn gebacken wurde fehlte es nicht an guter Wäien. Dreimal des Jahres gingen Vater und Mutter ins Wirtshaus, nämlich am Neujahr oder Bärzelistag, am Hirsmontag und Schmittersonntag. Alle Jahre gab es auf dem Heitern Platz (Zofingen) eine Hauptmusterung, das war ein Festtag für Alt und Jung, und die Buben hatten eine (B1_T2_S.136) grosse Freude wenn sie des Ättis Habersack heimtragen durften. Auch manche Frau ging hin und zu sehen ob ihr Mann das Exerzieren flink genug könne. Die heiratslustigen Mädchen zogen auch dahin um nach ihrem Zukünftigen zu schauen und mit ihm einen Tanz zu machen und Glas Wein zu trinken. Nach jeder Beendigung eines Wärches wurde geküchelt oder Fleisch gekocht. Die Tauner und die Wäscherin bekamen einen Teller voll Küchli oder einen schönen Ahau Brod heimzutragen. Das war ein Jubel bei den Kindern wenn der Vater oder die Mutter so etwas Gutes heimbrachten, dass einem die Augen übergingen. Der Segen des Himmels ruhte sichtbarlich in einem solchen Hause (B1_T2_S.137) in dem die treue Frau schalten und waltet. Da gab es Mahlzeiten nach der Heuärnte, der Getreideärnte, dem Emdet, die Karsthenke, die Flegelhenke die zwei Wöschen, die Brechete usw. Jetzt fangen solche Festlichkeiten an seltener zu werden. Wenn ein Tauner ein Jahr bei einem getaunert hat, so geht er gewöhnlich aufs Jahr zu einem anderen. Die meisten Tauner essen zu viel und schaffen zu wenig. Die Tischandacht wird kurz und oberflächlig abgemacht oder gar unterlassen. Die Gebete sind: Das. Unser Vater; Aller Augen wart en auf dich; O Herr wir sagen dir Lob und Dank. Oft wird in einer Tonart gebetet, dass man sich des Lachens kaum erwehren kann. (B1_T2_S.138) Charakter

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