Museum Brittnau Chronik Stephan Kunz-Suter, 1823-1888 54 Benno Meier / Abschrift der Chronik seit August 2015 warmen Platz auf der Fürplatte. Das durfte der Hansjoggeli nicht wissen, denn der würde gar häfti schmählen wenn ers gsäch. Drum wurde er, wenn er etwa in die Küche kam gewöhnlich unter einem Vorwande (B1_T2_S.133) fortgemustert, denn so lange der in der Küche war, durfte das Kännlein nicht hinter Conlissen hervorkommen. Doch die Heimlichkeit dauerte nicht lange, denn auch die Männer fingen an zu rauchen, schnupfen und Schnaps trinken. Darum fürchteten sie sich umso weniger. Und zudem wenn Mann und Frau den Friedensvertrag neuerdings unterzeichnet hatten, so mochte eine gute Lisbeth ihrem Hans auch etwas Gutes gönnen und schenkte ihm hin und da von dem neuen Gebräu ein zu dem Stückli Eiertotsch. Weil es ihm gut mundete so hatte er nichts mehr dagegen, und weil er nichts dagegen hatte, so bekam er öfter eine Tasse voll, und wurde nicht so unwirsch zur Küche hinaus gemustert. Wer hat zuerst Kaffee getrunken? So änderte sich die Kost gar bald. Morgens geniesst man Kaffee geröstete Kartoffeln und Brod, oder nur das Eine oder Andere, (B1_T2_S.134) oder es wird eine Kartoffelsuppe aufgestellt. Die Erdäpfel lassen sich auf verschiedene Weise zubereiten, darum sind sie umso wertvoller. Bei den meisten Leuten erscheinen sie täglich dreimal auf dem Tisch. Das Mittagessen ist so verschieden, besonders auf dem Lande und unter armen Leuten, da kann keine Regel aufstellen. Der Herr und der Bauer haben wöchentlich ein oder mehrmal Fleisch, während die Armen jährlich kaum einmal Fleisch haben. Nachts erscheinen überall gesottene Kartoffeln mit Suppe oder Kaffee. Auch der Salat hilft die Kartoffeln würzen. Um drei wird Kaffee und Brod; Milch und Brod aufgetischt. Ein beliebter Imbiss sind Brönz, Brod und Speck. Im Allgemeinen ist zu beklagen, dass das nüchterne und (B1_T2_S.135) haushälterische Leben der Alten verschwunden ist. Zwar gibt es noch immer knauserige Männer sich selbst und andern nichts gönnen. An Sonntagen haben viele Familien ihre frügale Werktagskost und nur die Wohlhabenden vermögen Fleisch oder Küchli.
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