Museum Brittnau Chronik Stephan Kunz-Suter, 1823-1888 35 Benno Meier / Abschrift der Chronik seit August 2015 Komet. 1815 Merkurdurchgang. 1816 Da es manchen Orts aufs abegeschnittene Emd schneite. Die nasskalte Witterung hat die Hungerzeit von 1817 zur Folge, welche vielen der Jetztlebenden noch in Erinnerung ist. Andere Abfassung. Dieses Jahr war ein nasses und kaltes, alle Feldfrüchte gingen zu Grunde. Man zählte von Jenner bis Ende Juni 113 Regentage, darunter 25 im Juni. Manche Gegenden litten an wochenlangen Überschwemmungen. Dabei war es kalt, denn es schneite bis in den Sommer hinein noch tief an die Berge herab. So (B1_T2_S.081) entstanden sehr späte Ärnten und allgemeiner Misswachs. Die Früchte, welche noch zu einiger Zeitigung und Reife gediehen waren kraftlos. Das Korn war leicht, das überdies noch durch eine nass Ärnte leiden musste. Die schwäbischen Getreidesendungen blieben aus, und die eigenen Vorräte waren seit den letzten Kriegsjahren erschöpft. Wucherischer Spekulationsgeist und Fürkäuferei verschlimmerten noch das Übel. Infolge des Missjahres 1816 wurden viele Familien ganz nahrenlos, vollends im Frühling 1817 ging der bleiche Hunger durchs Land. Viele Personen sanken vor Entkräftung nieder. Viele assen Gras und Kräuter. In Altbüren assen die Leute Pferdefleisch; manche starben den Hungertod. Man hatte bei einigen die sekirt wurden nur zerkautes Gras und Stroh gefunden. Die Erdäpfel gerieten schlecht, und was die Nässe nicht verderbt hatte, das frassen vollends die Mäuse. Nachdem die Gemeinde Brittnau ihren Ammann während der eingetretenen (B1_T2_S.082) grossen Teuerung und nahrungslosen Zeit auf Anordnung unserer hohen Landesregierung, und durch die nach hoch derselben Wunsch eingeführten Sparsuppenanstalten beträchtlich unterstützt und dadurch grosse Aufopferungen gemacht hat, auch ausserdem sowohl denselben als auch andern fremden Bettlern noch vieles von wohltätigen Einwohnern durch Almosengeben ist dargereicht worden, und da nun die von jedermann so sehnsuchtsvoll erwartete Erntezeit bereits eingetreten, so dass jeder arbeitsfähige durch treuen Arbeitsfleiss sich jetzt wiederum Nahrung verschaffen kann, um da so eher da jeder hisige arme Bürger noch von seinem besitzenden Allmendland, wenn er dasselbe behörig besorgt, für sich fast hinlänglich Nahrung davon erwarten darf, dass also von jetzt an in jeder Rücksicht gar wohl alles Betteln wodurch gesonderheit die Zug und dieser dürftigen Menschenklasse schon frühzeitig zum Müssiggang und Arbeitsscheu verleitet
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