Chronik von Brittnau Band 1

Museum Brittnau Chronik Stephan Kunz-Suter, 1823-1888 Seite 11 von 76 (B1_T1_S.024) Die kräftigsten und gesundesten Leute sind die Bauern, denn sie haben hienreichend gute Kost und gesunde frische Luft. Die Weber und Fabrikarbeiter dagegen sehen blässer aus und schmächtiger aus. Stumme, Taubstumme, Cretinen1 trifft man wenig und Blinde keine. Die Brittnauer haben einer guten Gesundheit, frischer Luft und gutem Trinkwasser zu freuen, und dennoch sind hohe Alter selten. Geburt Sterb. Alter 1. Ankenmacher Hans 1693 1777 84 2. Widmer Barbara 1694 1774 80 3. Widmer Hans 1695 1777 82 4. Kunz Abraham, Scheurberg 1774 1855 81 5. Lerch Samuel, Birchsämi 1778 6. Strähl Samuel, Pfarrer 1774 1855 81 7. Wälchli Bernhard im Winkel Geb. 3. X. 1790 gest. 3. II. 1872 1790 1872 81 1 Erläuterung Cretinen, eine Menschenart, die vorzüglich im Walliser-Lande, im Thal von Aosta, aber auch in einzelnen Familien und Individuen in den Thälern der Schweiz, Tyrols, der Pyrenäen, der Auvergne, in Schottland und in den pontinischen Sümpfen vorkommt. Sie zeichnen sich durch Kleinheit der Gestalt, dicken Kopf, krankhafte Augen, erdfahles Aussehen, übelgebildete Glieder, Kröpfe, Heißhunger, Faulheit, Plumpheit, Gefühllosigkeit aus. Ihre geistigen Fähigkeiten sind vom Blödsinn nicht weit entfernt, und wenigstens keiner höhern Ausbildung fähig. Es gibt viele Familien, wo der Cretinismus forterbt, aber auch von gesunden Eltern können Cretinen abstammen. Die heiße, von keinem Zugwind erneute stehende Luft, die Ausdünstungen der Sümpfe, der Genuß des erdigen Wassers, schlechte Nahrung, Aufenthalt in dumpfigen Wohnungen, besonders aber wohl das Einathmen einer sauerstoffarmen und kohlenstoffreichen Luft scheinen die krankhafte Ausbildung der Menschen in den Thälern zu begünstigen. Dem häufigen Genuß des Kaffees, dem Verbot der Ehen zwischen Cretinen, dem Anhalten zur Arbeit, dem Erziehen der Kinder auf den umliegenden Bergen und der Verbesserung der Wohnungen ist es zuzuschreiben, daß die Cretinen jetzt an Zahl abnehmen. http://de.academic.ru/dic.nsf/damen/1580/Cretinen

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